Randalierende belgische Bauern und
Rabiate Methoden der belgischen Polizei

Unser Banner Weil am Rosenmontag,dem 26.02.2001, in Brüssel die europäischen Agrarminister zum Thema BSE tagten, hatten wir eine Demonstration zu Gunsten der betroffenen Tiere angemeldet und auch genehmigt bekommen.

Wir wollten unsere Forderung deutlich machen, dass Tiere nicht ohne vernünftigen Grund getötet werden dürfen. Nutztiere zum Zweck des Verzehrs zu töten, ist nachvollziehbar. Das Sterben für eine "Korrektur" des Fleischpreises und die anschließende Vernichtung ist aber pervers.

Der Respekt vor dem Mitgeschöpf, auch wenn es "nur" ein Nutztier ist, verlangt nach einem verantwortlichen Umgang mit den "Schlachttieren". Wir fordern eine ökologische Landwirtschaft mit tiergerechter Tierhaltung.

So fuhren auch wir drei Tierschützer aus Marburg von der AG Tiertransporte los, um den Verband "Menschen für Tierrechte" zu unterstützen.

Unterwegs hörten wir schon im Rundfunk, dass die ebenfalls angemeldete Demo von belgischen Bauern militant geworden sei. Die Polizei riegele das Gebiet um den Europarat ab.

In Brüssel empfing uns ohrenbetäubender Krach von johlenden Bauern, die pausenlos Böller schossen, Steine und rohe Eier warfen, Heuballen und Autoreifen verbrannten. Über allem schwebte ein Hubschrauber der Polizei mit zusätzlichem Lärm.

unser Plakat

Samt unseren Transparenten -und Hund- kamen wir trotzdem rechtzeitig in die Nähe des Treffpunkts, begrüßten eine befreundete Gruppe von Tierschützern, wurden dann aber von der Polizei aufgehalten.

Man ließ uns nicht an das EU-Gebäude heran, vor dem wir eigentlich demonstrieren durften. Weitere Tierschützer wurden anderswo festge-halten. Handykontakt war kaum möglich, weil die Sicherheitsorgane eine Funkfrequenzstörung aufgebaut hatten.

So erfuhren wir erst nachträglich, wie es anderen ergangen war:

Einige wurden von der Polizei festgenom-men, es kam zu Leibesvisitationen. Drei Personen mussten sich nackt ausziehen und eine erniedrigende "Überprüfung" erdulden. Anschließend wurden sie für anderthalb Stunden eingesperrt. Eine Frau wurde unter unwürdigen Bedingungen allein und ohne Begründung in eine Isolationszelle eingeschlossen. Weitere mit einem Bus angereiste Tierschützer wurden aufgefordert, vorzeitig abzufahren - dann würden die drei Personen freigelassen. Hier wurde die Grenze des Rechtsstaates eindeutig überschritten.

Uns erging es nicht ganz so schlecht. Die Polizei gab an, die Ausschreitungen der Bauern hätten die Situation verändert, damit sei auch unsere Demo nicht mehr erlaubt.

Während ich meinem verschreckten Hund zuliebe den Schauplatz des Terrors verließ, bleiben die anderen vor Ort mit unseren Transparenten. Mehrere Journalisten aus England, Holland, Portugal u.a. interviewten und filmten oder fotografierten sie noch. Außerdem führten Studenten Befragungen der Demonstranten durch. Derweil randalierten die belgischen Bauern, sie versuchten immer wieder, die Absperrungen zu überwinden. Wasserwerfer kamen ganz nahe zum Einsatz.

Die Polizei sah, dass die Bauern gar nicht erkannt hatten, wer wir waren. Ein Kripobeamter sagte: "Wenn die merken, dass Sie Tierschützer sind, können wir nicht für Ihr Leben garantieren. Ziehen Sie sich lieber zurück."

Unsere Gruppe konnte - so weit vom EU-Gebäude entfernt - nicht viel ausrichten. So beendeten auch wir die Demo vorzeitig.

Ärgerlich fuhren wir heim, noch einmal 420km, ohne unser Recht auf eine Demonstration erhalten zu haben. Wir konnten nur auf die Berichterstattung durch die Journalisten hoffen, damit unser Anliegen öffentlich wird. Das sind die Schattenseiten ehrenamtlicher Arbeit für den Tierschutz.

Der Bundesverband der Tierversuchsgegner, Menschen für Tierrechte, hat inzwischen Frau Ministerin Künast aufgefordert, in Brüssel Protest zu erheben. Außerdem ist eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen das Vorgehen der belgischen Polizeibeamten eingereicht worden.