Tiergottesdienst 20.7.1997

Der Gottesdienst zum Thema Schlachttiertransporte fand auf dem Grundstück der evangelischen Kirche statt. In Gegenwart von einem Pferd, zwei Schweinen, zwei Schafen, zwei Kaninchen und zwei Hühnern ( die Kühe hatten morgens noch abgesagt ) sprachen Frau Pfarrerin A. Hestermann und Herr Pfarrer A. Köchling über das Verhältnis der Menschen zu ihren Nutztieren. Etwa 300 Besucher, samt 10 mitgebrachten Hunden, machten mit. Die a-capella-Gruppe der Blindenstudienanstalt sang zwei Spirituals und noch einen irischen Segen. Sie bekam starken Applaus.

Die Teilnehmer äußerten sich nachher sehr positiv bis begeistert über den Gottesdienst. Niemand hatte sich von einer Drohung abschrecken lassen, die uns kurz vorher erreichte. Polizisten überprüften das Gelände, berieten uns und hielten sich im Hintergrund bereit. Die friedliche Veranstaltung konnte das nicht beeinträchtigen.

Leider scheuchte uns vor dem letzten Lied der Blista ein kräftiger Regenguß auf. Das Lied und vor allem die anschließende Podiumsdiskussion mußten in das gegenüber liegende Lutherhaus verlegt werden. Dort war aber alles vorbereitet. Selbst der Zauberer für die Kinder zog mit um.

An der Podiumnsdiskussion nahmen dadurch nicht mehr alle Besucher teil, der Raum war aber gut gefüllt.

Folgende Personen saßen am Podium:

Jeder gab zunächst ein kurzes Statement ab. Es folgte eine knappe Runde von auf einander bezogenen Äußerungen innerhalb dieser 6 Personen. Danach wurde das Publikum aktiv. Viele sehr engagierte Beiträge und Fragen bezogen sich auf das Problem, wer Schuld hat am Leid der Tiere beim Ferntransport und in wieweit das vermeidbar ist. Herr Wittmann konnte aus eigenem Erleben über die Zustände bei den Transporten berichten, auch darüber, wie Leute der Gewerkschaft für Tiere den betroffenen Tieren helfen. Sie fahren mit PKW und einem LKW, der Futter und Wasser geladen hat, hinter her. Sie kontrollieren, versorgen die Tiere und zeigen nötigenfalls die Transporteure an.

Aus allen Beiträgen wurde klar, daß nicht die örtlichen Landwirte von den Lebendexportprämien profitieren. Die Exporteuere und Großmäster, die selbst exportieren, verdienen ein Vielfaches an den Tieren, obwohl sie sie nur kurz unter ihrer "Obhut" haben.

Unter seelsorgerischen Gesichtpunkten wurde angemahnt, den eigenen Fleischkonsum zu überdenken.

Eine wirkliche Verbesserung der Zustände ist aber erst zu erwarten, wenn der Anreiz fehlt, nämlich die Lebendexport- und die Herodesprämie endlich ersatzlos gestrichen sind.


Die Presse hatte den Tiergottesdienst samt Podiumsdiskussion in der gesamten Region gut angekündigt. In drei kirchlichen und fünf weiteren Blättern hatte es zum Teil ausführliche Hinweise gegeben. Außerdem hatten wir flächendeckend Plakate verteilt.

Die Berichterstattung nachher läßt noch zu wünschen übrig. Mit Titelzeilen über Hühner und Schafe war das Thema kaum getroffen.

Aber die Arbeitsgruppe Tiertranporte bleibt dran!

Bei zukünftigen Aktionen werden wir auch nicht noch einmal die Fernsehteams ausladen. Diesmal war das leider ratsam. Innerhalb der Kirche waren überzogene Reaktionen zu befürchten, die das Miteinander der Gemeindemitglieder womöglich nachhaltig belastet hätten.

Es durfte nicht die leiseste Vermutung entstehen, wir hätten etwas g e g e n örtliche Landwirte oder Kirchenmitglieder.Wir wollten ausschließlich etwas f ü r die Schlachttiere erreichen. Immerhin haben wir unzählige Menschen zum Nachdenken über dieses Problem gebracht. Der Informationsgrad vorher, gerade bei den Landwirten, war erschreckend gering. Jetzt wissen sehr viele Bescheid.


Antje Schneider,Kleiststr.4, 35091 Cölbe
Dr.Karin Hilp,Tierschutzverein Marburg
Dr.Beate Solth, Tierschutzverein Marburg ... und weitere Personen